Finanzplan
Der vorliegende Finanzplan 2024-2026 rechnet mit einem gleichbleibenden Steuerfuss von 57% und mit leicht steigenden Steuererträgen. Ebenso sind die Belastungen durch die Änderungen des Beitragsgesetzes für die Primarschulgemeinde berücksichtigt. Die vorliegenden Prognosewerte sind mit entsprechender Zurückhaltung und Vorsicht zu betrachten, da sich einzelne Werte wie Steuerausfälle, Steuerkraft, benötigte Mittel der finanzschwachen Schulgemeinden und Finanzausgleichszahlungen stark gegenseitig beeinflussen. Im Finanzplan sind zudem weitere Einlagen in den Erneuerungsfonds vorgesehen.
Aufgrund der Entnahme aus dem Erneuerungsfonds für Baufolgekosten von insgesamt 15 Mio. Franken (2021 Fr. 7 Mio. und 2022 Fr. 8 Mio.) zugunsten der Gesamtsanierung der Schulanlage Schollenholz können die Abschreibungen konstant und tief gehalten werden. Bei der Einführung des Rechnungslegungsstandards HRM2 im Jahr 2018 wurden die Liegenschaften des Finanzvermögens neu bewertet. Daraus ergaben sich Buchgewinne, die ab dem Jahr 2023 in fünf Jahrestranchen von je rund 890’000 Franken aufgelöst und in die Erfolgsrechnung überführt werden. Diese Entlastung ermöglicht Einlagen in den Erneuerungsfonds für Baufolgekosten. Es wird davon ausgegangen, dass die Kosten für Darlehenszinsen ansteigen werden. Der Zinsaufwand steigt dank der Entschuldung durch den voraussichtlichen Verkauf der Parzelle 50966 (Pflanzschulweg) an die Stadt Frauenfeld sowie den Darlehen mit mittleren bis langen Laufzeiten und festen Zinssätzen nur moderat an.
Die Abgaben an den Kanton für den Finanzausgleich liegen im Jahr 2024 mit 2’730’000 Franken um 270’000 Franken höher als im Budget 2023 und sinken danach kontinuierlich. Im Jahr 2022 wurden noch 2’305’551 Franken und im Jahr davor 2’280’585 Franken abgeliefert.
Der Grosse Rat wollte bei der Revision des Finanzausgleichsgesetztes die beitragszahlenden Schulgemeinden insgesamt finanziell entlasten. Dazu wurde auch die Struktur des Finanzausgleichs angepasst. Neu teilen sich Schulgemeinden und Kanton die Beitragszahlungen an die empfangenden Schulgemeinden hälftig, was dazu führt, dass lediglich die wirklich entstandenen Kosten abzugelten sind. In finanziell guten Jahren entsteht eine wirkliche Entlastung der zahlenden Schulgemeinden.
Die Zahl der Schülerinnen und Schüler an Kindergärten und Primarschulen steigt mit 1992 gegenüber dem Vorjahr (1978) an. Es macht sich einerseits bemerkbar, dass zurzeit rund 20 Kinder aus der Ukraine in Frauenfeld beschult werden. Andererseits wurden mehr als 50 Kinder, trotz Erreichen des Eintrittsalters, von den Eltern zurückgestellt und nicht in den Kindergarten eingeschult. Diese Zahl ist wie im Vorjahr sehr hoch (20%). Es ist davon auszugehen, dass im kommenden Sommer mehr Eintritte in den Kindergarten zu verzeichnen sein werden.
Momentan führt die Primarschulgemeinde 74 Regelklassen (Vorjahr: 73), 26 Kindergartenabteilungen (26) sowie einen Kindergarten Übermut, eine Fördergruppe und zwei Integrationsklassen. Die prognostizierten Schülerzahlen für die kommenden Jahre zeigen auf der Kindergarten- und Primarstufe einen Aufwärtstrend.
Im Schuljahr 2023/24 wird vorsorglich mit einer weiteren Klasse an der Primarschule und einer zusätzlichen Kindergartenabteilung gerechnet. Durch die rege Bautätigkeit ist auch mittelfristig mit einer weiteren Zunahme von Schülerinnen und Schülern auf der Primarschulstufe zu rechnen. Es ist eine klare Tendenz zu erkennen, dass Eltern mit Kindern im Kindergarten- und Primarschulalter zuziehen. Die Auswirkungen in den einzelnen Quartieren sind indessen sehr unterschiedlich; die Behörde verfolgt die Entwicklung der Schülerzahlen aufmerksam.
Die Primarschulgemeinde ist daher auch auf zusätzlichen Schulraum angewiesen. Um kurzfristig auf das Wachstum der Schülerzahl reagieren zu können, wurde im Oktober 2021 an der Schmidgasse 7 zusätzlicher Schulraum gemietet. Dort werden seit Frühling 2022 zwei Klassen mit ukrainischen Kindern unterrichtet. Im Sommer 2022 konnte in Erzenholz ein Pavillon erstellt werden, der eine Primar- und eine Kindergartenklasse aufnehmen kann. Die Schülerzahlen in Erzenholz sind angestiegen. Im Klassenzimmer für die Primarschule ist seit Beginn dieses Schuljahres eine Klasse untergebracht. Ab Herbst 2022 wird der zusätzliche Kindergarten für die Kindergärtler des Kindergartens Stadt benötigt, der bis zum Sommer 2023 saniert wird.
Aufgrund der mittel- bis langfristigen Schülerzahlprognose, die im Jahr 2020 von einer externen Firma unter Berücksichtigung der Bautätigkeit und der vorhandenen Flächen erstellt wurde, werden eine Erweiterung der Schulanlage Erzenholz in den nächsten fünf bis sieben Jahren und, etwas verzögert, ein weiteres Schulhaus im Raum des Gebiets Murgbogen/Langdorf notwendig.
Aufgrund der stark angewachsenen Zahl fremdsprachiger Kinder, die kein Deutsch sprechen, wurde es notwendig, die Integrationsklasse auszubauen und eine zweite Gruppe zu eröffnen. Zusammen mit den beiden Klassen, die für die ukrainischen Kinder eingerichtet wurden, führt die Primarschulgemeinde zurzeit vier Abteilungen für Fremdsprachige.
Die Schule ist vermehrt mit Kindern und Jugendlichen konfrontiert, die via Durchgangsheim oder durch Familiennachzug in Frauenfeld wohnhaft werden. Sie sprechen kein Deutsch und sind teilweise nicht alphabetisiert. Um diese Kinder und Jugendliche in geeigneter Form in die Schule zu integrieren, werden ihnen in der Integrationsklasse gezielt Deutschkenntnisse vermittelt.
Die aus Vertreterinnen und Vertretern der Stadt und der Primarschulgemeinde Frauenfeld paritätisch zusammengesetzte Kommission für ausserfamiliäre Kinderbetreuung hat zusammen mit den in Frauenfeld tätigen Betreuungsorganisationen Richtlinien für die Zusammenarbeit und die Tarifstrukturen in der ausserfamiliären Kinderbetreuung ausgearbeitet. Alle Betreuungseinrichtungen haben entsprechende Leistungsvereinbarungen für die Zeit von 2020 bis Ende 2023 erhalten. Die Rechnungslegung und die Tarifberechnung für die Eltern sind seit Jahren vereinheitlicht. Damit ist eine hohe Transparenz gewährleistet. Die Primarschulgemeinde unterstützt den Verein Tageshorte. Die Subventionen an diesen Verein sind leicht tiefer als im Vorjahr.
Die Auslastung der Tagesschulangebote Frauenfeld (TAF) in den Schulanlagen Oberwiesen, Huben und Langdorf steigt stetig. Im Sommer 2022 konnte der Mittagstisch Spanner eröffnet werden, der eine Entlastung des TAF Langdorf ermöglicht. Die Primarschulgemeinde ist dabei, in Zusammenarbeit mit der Stadt, ein weiteres Tagesschulangebot in der Schulanlage Schollenholz auf den Sommer 2023 vorzubereiten.
In den Legislaturzielen der Primarschulbehörde ist festgehalten, dass sich die Primarschulgemeinde im Sinn der Chancengerechtigkeit aller Kinder zusammen mit der Stadt Frauenfeld in der Frühförderung engagiert. Die Herausforderungen für die Lehrpersonen im Kindergarten und bei Schuleintritt haben in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Die Kinder im Kanton Thurgau werden ab dem Alter von vier Jahren in den Kindergarten eingeschult. Den Eltern steht es gesetzlich zu, den Kindergarteneintritt um ein Jahr hinauszuschieben. Rund 10% der Eltern machen davon Gebrauch (ca. 25 bis 35 Kinder, im aktuellen Schuljahr sind es mehr als 50 Kinder). Es zeigt sich allerdings, dass die sehr jung eingeschulten Kinder teilweise überfordert sind, sei es wegen der noch nicht vorhandenen Reife oder der nicht oder zu wenig vorhandenen Deutschkenntnisse. Es ist erkennbar, dass Fähigkeiten und Kompetenzen, die beim Kindergarteneintritt erwartet werden, bei einem Teil der Kinder fehlen. Kommen mehrere der genannten Faktoren zusammen, entstehen Verhaltensauffälligkeiten, die dazu führen, dass diese Kinder im Kindergarten kaum zu beschulen sind. Die Lehrperson und die Klasse werden so stark gestört, dass ein normaler Regelunterricht zuweilen nicht mehr oder nur unter massiv erschwerten Bedingungen möglich ist. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, hat die Primarschulgemeinde zusammen mit der Stadt Frauenfeld eine Strategie für die frühe Förderung entwickelt. Damit soll erreicht werden, dass der Stadt- und der Gemeinderat sowie die Schulbehörde im Bereich der frühen Förderung gemeinsame Ziele verfolgen. Zurzeit wird ein Massnahmenplan ausgearbeitet, um die Situation möglichst bald verbessern zu können.
Der Kindergarten Übermut hat sich zu einem festen und wichtigen Bestandteil der Primarschulgemeinde entwickelt. Kinder, die im Kindergarten aus verschiedenen Gründen kaum oder gar nicht beschult werden können, erhalten die Möglichkeit eines Lernumfelds mit viel Bewegung sowie einer engen, bindungsorientierten Begleitung und Unterstützung durch die Lehrpersonen. Ziel ist es, sie wieder in die reguläre Kindergartenklasse einzugliedern und ihnen Werte und Verhalten zu vermitteln, mit denen sie ihre Energie positiv nutzen können und auch in der Gruppe akzeptiert werden.
In Zukunft wird es wichtig sein, dass Eltern, deren Kinder über zu geringe Deutschkenntnisse verfügen, verpflichtet werden können, ihre Kinder vor dem Kindergarteneintritt in Deutschkurse, wie etwa die Sprachspielgruppe, zu schicken. Der Kantonsrat hat eine entsprechende Gesetzesgrundlage erlassen. Die Umsetzung soll gemäss Zeitplan auf Sommer 2024 erfolgen. Zurzeit beteiligt sich die Primarschulgemeinde am bestehenden Angebot der Sprachspielgruppe der Stadt Frauenfeld.
Die Primarschulgemeinde übernimmt die Kosten für die Logopädie-Therapien für Kinder im Vorschulalter. Seit Februar 2020 beträgt das Pensum für Logopädie im Vorschulalter 80%. Würde die Schulgemeinde diese Kosten nicht übernehmen, könnten einzelne Kinder die kantonale Sprachheilschule nicht besuchen. Zudem hilft die bestehende Lösung, die Startschwierigkeiten im Kindergarten zu verringern.
Die Primarschulgemeinde hat vor mehreren Jahren eine Leistungsvereinbarung mit der Jugendmusikschule Frauenfeld abgeschlossen. Damit wird die Jugendmusikschule weiterhin beauftragt, die musikalische Grundschulung innerhalb des obligatorischen Unterrichts der Primarschule Frauenfeld zu erteilen. Unterrichtet werden alle Kinder der ersten und zweiten Primarklasse; im Halbklassenunterricht kommen sie in den Genuss einer Wochenlektion zu 45 Minuten. Aufgrund der aktuellen Schülerzahlen wird zurzeit mit 54 Halbklassen gerechnet. Der Unterricht findet in den Räumen der Primarschulgemeinde statt und ist in den Stundenplan integriert. Die Instrumente gehören der Schulgemeinde und werden durch sie gepflegt (Gruppe 313, Dienstleistungen und Honorare bzw. Primarstufe Konto 2120.3130.35).
Die von den Schulbehörden ergriffenen Massnahmen gegen Gewalt, Diebstahl, Vandalismus und Littering auf den Frauenfelder Schulhausplätzen bewähren sich. So sind unter anderem abends und am Wochenende Sicherheitspatrouillen unterwegs. Die notwendigen finanziellen Mittel sind im Budget enthalten.
Trotz der finanziellen Herausforderungen sind die Schulgemeinden weiterhin bereit, einen wesentlichen Beitrag zur Standortattraktivität von Frauenfeld zu leisten. Qualität und Angebot der Schule sind für die Ansiedlung junger Familien entscheidend. Daneben stellt die Primarschulgemeinde ihre Infrastruktur für viele Kultur-, Sport-, Weiterbildungs- und Freizeitanlässe zur Verfügung und unterstützt damit das Frauenfelder Vereinsleben.